Das Jahr 1952

In der Generalversammlung am 10. Januar konnte eine recht erfreuliche Bilanz des letzten Jahres vorgelegt werden, nachdem der erste Vorsitzende, Gewerbelehrer Filter, Vorstand und Spielern für ihre Arbeit und der Presse für die vorblidliche und objektive Berichterstattung gedankt hatte. Er gab eine ausführliche Rückschau auf die verschiedenen Tätigkeitsbereiche des Vereins, Spielabende, Stadtmeisterschaft, Punktespiel, Nachwuchsausbildung, Personelles. Schriftführer Schollbach wies in seinem Rechenschaftsbericht, der sich teilweise kritisch mit organisatorischen Fragen befasste, darauf hin, dass der Verein im vergangenen Jahr 20 Jahre bestand und noch einige Gründer aktiv spielen. Oblgleich der Aufstieg in die Gauliga an einem fehlenden halben Punkt gescheitert sei, kann man mit den Ergebnissen zufrieden sein. Bei stärkster Konkurrenz errang die erste Mannschaft immerhin Platz 2. Die Vorstandswahl ergab: 1. Vorsitzender: Filter, 2. Vorsitzender: Müller, Schrift- und Kassenführer: Schollbach, Spielleiter: Schubert.

In diesem Jahr sollen drei Mannschaften, je eine in der Bezirksklasse, sowie in der ersten und zweiten Kreisklasse spielen. Die dritte Mannschaft besteht vornehmlich aus Jugendspielern. Da sich die Stadtmeisterschaf zu lange hingezogen hat (9 Monate) will man ein neues System, wahrscheinlich wieder das "Schweizer System" verwenden. Zur Förderung des gesellschaftlichen Lebens werden für den Sommer Ausflüge mit den Angehörigen nach Versmold und in die Umgebung geplant.

 

Transatlantische Partnerschaft: Vor vielen Monatgen wanderte ein eifriges und beliebtes Mitglied, der Schachfreund Biermann nachden USA aus, und hat dort inzwischen ein gute Position in seinem Beruf als Konditoreifachmann erworben. Die herzliche Verbindung zum heimatlichen Verein bleibt jedoch brieflich weiter bestehen. Schachfreund Biermann will für die nächste Meisterschaft einen ansehnlichen Preis stiften. Der Verein ernannte ihn in der Generalversammlung einstimmig zum Ehrenmitglied. Eine entsprechend gestaltete Urkunde wird in die USA geschickt.

 

Am 20.01. trifft der Rhedaer Schachverein auf zwei gefährliche Gegner. Die erste Mannschaft spielt in der Bezirksklasse gegen Eckbauer. Das Spiel wird mit 6,5:1,5 klar gewonnen. Glatte Siege konnten Schubert, Ophoff, Dr. Schmidt, Deppner und Holzheu einfahren. Remis spielten Mages, Müller und von Reckling-hausen. Die dritte Mannschaft tritt in der 2. Kreisklasse gegen den Schachklub Sieker Bielefeld an.

 

Schubert belegt Platz 2 in der Gütersloher Stadtmeisterschaft.

 

Am 17.02. spielt die erste Mannschaft gegen Brackwede. Die zweite Mannschaft trifft auf den Schachklub Bielefeld. Beide Mannschaften spielen in unvollständiger Besetzung. Das rächte sich bitter. Die zweite Mannschaft verlor 2:6. Die erste Mannschaft spielte 3:4, bei einer abgeborchenen Partie von Dr. Schmidt, die noch abgeschätzt werden muss. Der günstigste Fall ist somit ein Mannschaftsunentschieden. Die dritte Mannschaft hat gegen Oerlinghausen anzutreten.

 

Im Februar wird in Rheda der erste Behördensportverein gegründet. Der Eisenbahnersportverein ht drei Abteilungen, darunter Schach. Die Vereinsgründung soll aber ausdrücklich keine Konkurrenz zu den bestehenden Vereinen darstellen, sondern es soll vornehmlich um die Erfassung der nicht-sportreibenden Eisenbahner gehen.

 

Am 20.03. soll die Stadtmeisterschaft beginnen. Zum dritten Mal nach dem Krieg wird sie durchgeführt. Das königliche Spiel konnte sich in kurzer Zeit einen im Verhältnis zu den geräuschvolleren Sportarten zwar kleinen, aber konstanten Freundeskreis erwerben. Wenn die Zahl der Anmeldungen entsprechend ist, soll ein Vorturnier über 5 Runden durchgeführt werden. Die neun Besten treffen im Hauptturnier aufeinander und ermitteln jeder gegen jeden den Stadtmeister. Das Hauptturnier erstreckt sich somit über 8 Runden. Die ersten 6 des Hauptturniers sind bereits für das Hauptturnier 1953 vorberechtigt, und können dann auf das Vorturnier verzichten.

Bei Turnierbeginn nehmen dann 17 Spieler teil, durchweg bekannte Namen aus der Schachwelt Rhedas und dem Kreis an der Meisterschaft teil. Entgegen den ursprünglichen Planungen werden dann doch drei Gruppen eingeteilt, deren stärkste die erste zu sein scheint. Die Gruppenersten werden dann um den Titel kämpfen. Es spielen mit: von Recklinghausen, Hamacher, Schubert, Scharmann, Dr. Schmidt, Schreiber, Ophoff, Becker, Kern, Troschke, Filter, Harm III, Pabst, Westfechtel, Deppner, Holzheu, Zacher.

 

Am 21.03. nimmt Ophoff für den Rhedaer Schachverein an der ersten Veranstaltung teil, in der alle Sportvereine aus Rheda, Herzebrock und Clarholz zusammensitzen. Man gründet einen "Ortsverband für Leibesübungen für die Stadt Rheda und das Amt Herzebrock".

 

Die Jugendmannschaft spielt am 28.03, im Gasthof Behrens gegen die gleichaltrigen Partner aus Halle. Durch relativ glatte Siege von H. Schollbach, Troschke, Bluhm und Filter glückte ein beachtlicher Erfolg von 4:2. Das Spiel der Senioren gegen die Oberligamannschaft fiel aus und soll im frühen Sommer nachgeholt werden.

 

Am 27.04. trifft die erste Mannschaft auf den Bielefelder Schachklub und verliert mit 3,5:4,5. Damit dürften die Aussichten auf den Aufstieg in die Verbandsklasse dahin sein. Die 2. Mannschaft spielt gegen Bielefeld II, und die dritte verliert gegen Gütersloh mit 2:6.

 

Seit dem Juni 1952 gibt es auch eine Schachabteilung in dem Verein TTC Woeste.

 

Am 26.07. soll in Oelde ein Vergleichskampf Rheda gegen Ennigerloh stattfinden.

 

In der letzten Runde der Stadtmeisterschaft endete der Kampf Zacher gegen Ophoff nachdem Zacher eine Figur verloren hat, bereits nach 20 Zügen mit 0:1. In der Partie Dr. Schmidt gegen Deppner spielte der "Schachdoktor" Damengambit, gewann die Qualität, baute die Stellung  weiter aus und siegte nach 40 Zügen. Die entscheidende Partie Kaldenbach-Schubert (wenn Schubert gewinnt, ist er Stadtmeister), endete erfolgreich für den jungen Gütersloher Kaldenbach, der damit 4 Plätze nach vorn kam. Die Restpartie Kern-Kaupatsch war für den Ausgang des Turniers ohne Bedeutung, da beide den Schluss der Tabelle bilden. Somit nimmt die Stadtmeisterschaft einen erregenden Verlauf. Ophoff und Dr. Schmidt sind am Ende des Turniers punktgleich, und müssen so in die Stichkämpfe. Angesetzt werden zwei. In der ersten Partie siegte Dr. Schmidt nach achtstündigem, bis morgens um 4 Uhr dauernden Kampf durch geschickte Defensive. Im zweiten Stichkampf genügt Dr. Schmidt bereits ein Unenetschieden. Deshalb spielt er wohl zu sehr auf Sicherheit, und Ophoff gewann durch souveräne Taktik, indem er durch klugen Einsatz der Offiziere die Bauernfront seines Gegners aufriss, rechtzeitig die Damen tauschte und mit Figurenvorteil den Gegner schließlich mattsetzte. Somit kam es zum dritten Stichkampf. Wieder gelang Ophoff ein eindeutiger Sieg. Vor vielen interessierten Zuschauern wickelte sich eine spannende Partie von 72 Zügen ab. Dr. Schmidt schlug zwar eine "beachtliche Klinge, musste sich jedoch schließlich, als die Damen abgetauscht waren und Ophoff über zwei Mehrbauern verfügte, der Überlegenheit von Ophoff beugen und aufgeben".

 

In Rheda hatte man kaum damit gerechnet, dass der Sieger des freundschaftlichen Vergleichskampfes im Gasthof Behrens Oelde heißen könnte, wenn auch die heimischen Spieler Ersatz stellen mussten. Oelde siegte am 16.08. knapp mit 6:5

Schubert-Berheide 0:1 (!)

Müller-Jeske 0:1

Dr. Schmidt-Schumacher 1:0

von Recklinghausen-Bunttakels 0:1

Mages-Bausing 1:0

Kern-Marx 0:1

Deppner-Witt 0:1

Holzheu -Köller 1:0

Schaub-Graw 1:0

Schreiber-Beckmann 1:0

Kupatsch-Krefeld 0:1

 

Der Rhedaer Schachverein war auf der Bezirkstagung am 20.08. in Brackwede durch Schachfreund Schollbach vertreten. Zum Vorsitzenden wurde Graul gewählt. Spielleiter wurde Mathias.

 

Das Blitzturnier des Rhedaer Schachvereins am 03.09. gestaltete sich zu einem interessanten sportlichen Ereignis auf diesem Gebiete, das an die Reaktionsfähigkeit der Spieler hohe Anforderungen stellte. Es wäre verfrüht gewesen, von vornherein Favoriten zu nennen. Selbst Ophoff und Schubert hatten hart zu kämpfen. Die Jugendspieler Troschke un d Schollbach schlugen sich recht gut. Die Endtabelle:

1. Ophoff 12,5 Punkte

2.-3. Schubert und von Recklinghausen je 12

4.-5. Schubert und Holzheu je 10,5

6.-7. Zacher und Filter je 7,5

8.-10. Kupatsch, Troschke und Lichtenauer je 6

11.-12. Henkenjohann und Schreiber je 4
13. Schollbach 3,5

14.-15. Harm und Becker je 0,5

 

Zum Abschluss der Stadtmeisterschaft ruhten die sonst tickenden Schachuhren. Der erste Vorsitzende Filter begrüßte die recht stattliche Versammlung herzlich. Besonders dankte er Schachfreund Schollbach für seine Mühewaltung als Schriftführer und Kassierer, der immer zur Stelle sei. Er dankte auch allen, die bei den abgeschlossenen Kämpfen zur Stadtmeisterschaft dabei waren. Das ganze Turnier sei harmonisch abgelaufen. Es habe zwar das Glück assistiert, aber immer entschied das Können. Aus hochherzigen Spenden konnten dem Sieger Ophoff ein Reisewecker, dem Zweiten Dr. Schmidt ein silbernes Zigarrenetui, Schubert (3.) ein Fotoapparat, von Recklinghausen, Kaldenbach, Deppner (4.-6.), Kern und Zacher (7.+8.) ein gutes Buchpräsent ausgehändigt werden. 9. wurde Kupatsch. Auch dem Jugendlichen Günther Troschke wurde wegen guter Leistungen gedacht.

 

Die zweite Mannschaft verliert in der ersten Kreisklasse mit 2,5:5,5 gegen den Schachklub Bielefeld.

 

In der Kreismeisterschaft spielt Schubert in der dritten Runde mit Schwarz gegen den Bielefelder Oberligaspieler Brackartz. Bei sicherem Spiel sollte zumindest ein Remis gelingen. In der vierten Runde hat Schubert gegen den Gehörlosenspieler O. Punschke Gewinnchancen. Dass am diesjährigen Turnier auch Rhedas Spitzenspieler Schubert teilnimmt, ist zu begrüßen. Denn nur an fremden Gegnern wächst die eigene Spielstärke. In der zweiten Runde spielte Schubert bereits gegen Sieker, der urplötzlich mit den weißen Steinen in einem Blackmar-Gambit zu einem Angriff über den Königsflügel startete. Schubert kam in Nachteil und wurde im 20. Zug mattgesetzt. In der ersten Runde hatte sich Schubert schon mehrere Stunden gegen den Bielefelder Oberligaspieler Emmerich ausgezeichnet gehalten. Im Endspiel jedoch kam Schubert vom richtigen Weg ab, geriet in Nachteil und musste sich geschlagen geben.

 

Rheda spielt das erste Spiel der Saison 1952/53 in der Bezirksklasse in und gegen Dissen-Rothenfelde. Dissen ist Aufsteiger. Obwohl es eigentlich schade ist, dass Rhedas Stadtmeister Ophoff in diesen Kämpfen nicht zur Verüfgung steht, sollten die Rhedaer auch so, wenn auch nach hartem Kampf, zum Punktgewinn kommen. Schubert, Müller, Dr. Schmidt, Zacher, Mages, Holzheu, Kern und von Recklinghausen bilden ein Team, das eine reiche Turniererfahrung untd gute theoretische Kenntnisse besitzt. Das Spiel gegen Dissen-Rothenfeld wird dann auch mit 5:3 gewonnen. Damit simmten die Voraussetzungen noch, um ein Wort um den Aufstieg in die Landeslia mitzusprechen . Das nächste Spiel geht gegen Borgholzhausen.

 

In einem Städtekampf konnte die Gütersloher Jugendmannschaft am 14.10.1952 ein beachtliches 5:4 gegen die Rhedaer Jugendmannschaft erreichen. Die Einzelergebnisse:

Troschke-Frieling 1:0

Filter-Brustmeier 1:0

Rövekamp-Hermfisse 0:1

Brüning-Schnulle 0:1

G. Schollmann-Hoffmann 1:0

Ummelmann-Oehe 0:1

Kitschau-Hentzel 0:1

H. Schollbach-Sewerin 0:1

Blum-Heine 1:0

 

Am 19.10. spielt Rheda I gegen Borgholzhausen.

 

In der zweiten Runde der Kreismeisterschaft verteidigt sich Schubert gegen daa Damengambit des Bielefelder Bracksiek umsichtig. Überraschend schnell kam Schubert zu entscheidendem Materialvorteil. Dann leitete er zum Endspiel über, wo er sicherer Sieger blieb. In der sechsten Runde spielte Schubert gegen Wasselowsky (Bielefeld), Er kam in einer französischen Partie in materiellen Nachteil und konnte den Partieverlust nicht vermeiden. Nach 6 Runden belegt Schubert somit Platz 5. Diesen Platz behält er bis zum Ende. In der letzen Runde spielte er eine fabelhafte Angriffspartie gegen den Bielefelder Lüsling. Schubert holt mehr als 50 % der möglichen Punkte.

 

Ophoff spielt in dieser Saison in der Landesligamannschaft von Brackwede und gewinnt z.B. im November gegen den Soester Conen sen.

 

Das Spiel Brackwede gegen Rheda wurde beim Stand von 3,5:3,5 nicht beendet. Eine Partie muss noch abgeschätzt werden.

 

Im Dezember gewinnt die ersatzgeschwächte erste Mannschaft gegen Versmold mi 5:3.

Schubert-Päser remis

Müller-Hermann remis

Dr. Schmidt-Gritzke 1:0

Zacher-Struck 0:1

Mages-Staudt 0:1

Holzheu-Fritsch 1:0

Kern-Tempe 1:0

von Recklinghausen-Hilz 1:0