Das Jahr 1956

1956 wurde der Rhedaer Schachverein 25 Jahre alt. Aus diesem Anlass haben wir den Verbandskongress des Schachverbandes Ostwestfalen ausgerichtet, verbunden mit den Senioren- und Jugendmeisterschaften. Als Termin wurde Ostern 1956 festgelegt. Die Verbandsmeisterschaften sollen in der Zeit zwischen Karfreitag, den 30.03. und dem Wochenende nach Ostern (06.04.) stattfinden. Am Karfreitag soll gegen 10 Uhr 30 der Schachkongress beginnen, nachmittags soll dann die Begrüßung der Teilnehmer an den Bezirkseinzelmeisterschaften stattfinden, und abgeschlossen werden soll der Tag mit einem offenen Blitzturnier. Rheda bekommt für die Bezirkseinzelmeisterschaften als Ausrichter einen Freiplatz. Dafür wird Fridolin Schubert benannt. Für die gleichezitig stattfindenden Jugendmeisterschaften bekommt Rheda ebenfalls einen Freiplatz. Dafür wird später Günther Troschke ausgewählt.

 

Ende Januar schlägt die erste Mannschaft die Schachfreunde aus Oelde mit 6:2 und liegt weiter auf Aufstiegskurs. Die Partien lauten:

Schubert-Plaßkamp 1:0

Kern-Pawlick remis

Troschke-Thon 1:0

Deppner-Keweler 1:0

Dr. Schmidt-Stratmann remis

Westfechtel-Krefeld 0:1

von Recklinghausen-Krefeld II 1:0

Krohn-Grütt 1:0

 

Die zweite Mannschaft verliert gegen Eckbauer mit 2,5:5,5.

 

Im März macht dann die erste Mannschaft den Aufstieg in die Bezirksklasse perfekt. Deppner, Turowski und Arning gewannen. Besonders der Gewinn von Arning überraschte, war er doch als Ersatzmann in die erste Mannschaft gerückt. Schubert, Troschke, Dr. Schmidt und von Recklinghausen spielten unentschieden.

 

Ende März, Anfang April kam es dann zu den schon erwähnten Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen des Schachvereins.

 

Zum 5-stündigen Schachkongress erschienen am 30.03. die Vertreter von 39 Vereinen. Von den Vereinsvorständen wurden wichtige Beschlüsse gefasst, die dem Schachleben im Schachverband neuen Auftrieb geben sollen. Der Vorsitzende des Rhedaer Schachvereins, Dr. Alfred Schmidt begrüßte die Kongressteilnehmer herzlich in der Emsstadt, deren Stadtväter dem Verein eine Unterstützung für die wichtige Tagung zugesagt hatten. Dafür dankte er dem anwesenden Bürgermeister Koch und Stadtdirektor Höltgen namens des Vereins und des Verbands. Sein Gruß galt ferner dem Verbandsvorstand unter Vorsitz von Werner Schäfer (Bielefeld) und allen Delegierten. Bürgermeister Koch entbot dem Kongress den Gruß der Stadt "...Schach sei ein schönes Spiel, das Scharfsinn und geistige Fähigkeiten erfordere. Es steche scharf ab von der Vermassung unserer Zeit. Es sei ein Geisteskampf der Einzelpersönlichkeit: Daher müsse es jetzt und in Zukunft gehegt und gepflegt werden in der Unrast unserer Tage". Der Bürgermeister wünschte dem Schachverband eine erfolgreiche Arbeit an der Bildung der Jugend.

Danach eröffnete der Verbandsvorsitzende Werner Schäfer den Kongress. Er dankte den örtlichen Behörden für ihr Verständnis für die Schacharbeit und ihre Unterstützung des ausrichtenden Vereins und diesem für die Übernahme des Verbandsturniers, das koste viel Arbeit und auch Geld. Die Schachvereine seien schließlich nicht auf Rosen gebettet. Die Entwicklung des Schachs in Ostwestfalen-Lippe habe sich recht ruhig vollzogen. Merkwürdigerweise sei die Zahl der gemeldeten Mitglieder etwas zurückgegangen. Leider wachse die Jugend nicht überall in der gewünschten Weise nach. Auch in Bezug auf die Arbeitsweise des Bundesvorstands seien noch manche Wünsche offen.

Auch der Vorsitzende des Schachverbandes Nordrhein-Westfalen und Vizepräsident des Deutschen Schachbundes sprach ein Grußwort zu den Anwesenden. Er forderte die Unterverbände auf, sich stärker in die Arbeit des Schachbundes einzubringen. Auch auf einige Punkte, bei denen Nordrhein-Westfalen eine andere Stellung einnimmt wie der Deutsche Schachbund, wurden von ihm angesprochen.

Der Geschäftsführer des Schachverbandes OWL Dr. Koldt aus Schnathorst gab bekannt, das eine Einladung einer Betriebsgemeinschaft in Brandenburg/Havel ("Sowjetzone") vorliegt. Man sei schon einmal im Herbst in der Sowjetzone gewesen und habe dort einen "dicken Klatsch" bekommen.

Es wurden weitere Berichte vom Spielleiter und Jugendwart abgegeben. Danach legte der Vorsitzende Werner Schäfer wegen noch schwerer Krankheitsfolgen sein Amt nieder. Ihm sprach Alterspräsident Sommer aus Lemgo den Dank des Verbandes für die seit 1945 geleistete Aufbauarbeit unter schwierigen Bedingungen aus. Es sei vor allem im Anfang nicht leicht gewesen, als sich die Alliierten sogar vor den "Türmen, Läufern und Springern" der Schachspieler gefürchtet hätten. Auch sei es Schäfer gelungen, die Einigkeit im Vertband zu erhalten.

Der Kongress wählte dann den bewährten Oskar Tempelmeier zum neuen ersten Vorsitzenden. Sein Stellvertreter wurde Dr. Alfred Schmidt, der Vorsitzende des Rhedaer Schachvereins. Geschäftsführer im Verband wurde mit Rigobert Ophoff ein weiterer Rhedaer. Auf Vorschlag von Ewald Gryschko aus Paderborn wurde Werner Schäfer zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Für den nächsten Kongress wurde Brakel bei Höxter ins Auge gefasst.

 

Im Anschluss an den Kongress fand ebenfalls am Karfreitag ein großes Blitzturnier im Gasthaus Behrens statt. Nicht nur Schachspieler aus den Vereinen rund um Rheda, sondern auch aus den entlegensten Orten waren die Experten in die alte Emsstadt gekommen. Der Andrang war so gewaltig, dass der Turnierleiter mehrmals darum bitten musste, die Teilnehmeranzahl in Grenzen zu halten. Denn für 44 Spieler, die in vier Gruppen aufgeteilt wurden, reichte das Spielmaterial soeben aus.

Die jeweils beiden Ersten aus jeder Gruppe qualifizierten sich für das Endturnier. Es dauerte mehrere Stunden, bis sich dieses Mammutprogramm abgewickelt hatte. Die tollsten Situationen ergaben sich in jeder Runde. In der Gruppe I spielten unter anderem die Rhedaer Schachfreunde Dr. Schmidt, Troschke und Deppner. Favorit in dieser Gruppe war Prof. Dr. Lachmann aus Bielefeld. Der Meister von Nordrhein-Westfalen kam mit 9 Punkten auf Platz 1. Er verlor nur eine Partie gegen den jungen Bünder Spieler Jackl, der dann auch zweiter wurde. Von den Rhedaer Spielern kam keiner über 4 Punkte hinaus.

In der Gruppe II spielten aus Rheda Schubert und Turowski. Favorit war hier der deutsche Meisterspieler Hantke aus Versmold. Gruppensieger wurde aber der mehrfache OWL-Jugendmeister Sölter. Hantke konnte sich aber als Gruppenzweiter (nach einem notwendig gewordenen Stichkampf) für die nächste Runde qualifizieren.

In der Gruppe III spielte aus Rheda von Recklinghausen mit. Aber auch er konnte sich nicht auf einen der ersten beiden Plätze vorspielen.

Das Endturnier wurde mit großer Zähigkeit anschließend ausgekämpft. Die vielen Zuschauer kamen auf ihre Kosten. Keiner kam ohne Niederlage davon. Der Endstand sah dann so auch:

1. Hantke (Versmold)

2. Grönegreß (Bielefeld)

3. Beerheide (Oelde)

Auf den weiteren Plätzen lagen Prof. Dr. Lachmann, Jackl, Sölter, Nowacki.

 

Zu der gleichen Zeit fand in Amsterdam die Schach-Weltmeisterschaft zwischen Smyslow (UdSSR) und Szabo (Ungarn) statt.

 

Das Turnier um die Ostwestfalen-Meisterschaft endete mit einem Sieg von Norbert Jürgens von "Paulsen" Detmold. Der Titelverteidiger Oestrich aus Bünde musste sich mit dem zweiten Platz begnügen. Ernst aus Brackwede wurde als Turnierneuling hervorragender Dritter. Bezirksmeisterin wurde Hanna Böhmer, ebenfalls von "Paulsen Detmold". Im Beisein der Schachmeisterleite von Ostwestfalen fand eine kurze Siegerehrung mit Überreichung vieler Geschenke an alle Turnierteilnehmer im Saale der Gaststätte Behrens statt. Der Vorsitzende unseres Vereins, Dr. Schmidt, dankte allen Teilnehmern und überreichte dem Sieger eine Radierung vom Rhedaer Schloss.

Anschließend bedankte sich Turnierleiter Tempelmeier im Namen des Verbandes für die geleistete Arbeit des Rhedaer Schachvereins und für die freundliche Aufnahme seitens des Gastwirts Behrens. Der Sieger des Turniers ist nun berechtigt, am Turnier um die Meisterschaft von Nordrhein-Westfalen teilzunehmen. Im Endklassement belegte der Rhedaer Schubert den 11. Platz.

Bei den Junioren gewann der Favorit Reinhardt aus Lübbecke, knapp vor Bohlmann aus Soest und Kiel aus Minden, die den geteilten 2. und 3. Platz belegten. Hier beendete der Rhedaer Teilnehmer, Troschke, das Turnier auf dem geteilten 4. und 5. Platz.

 

Am 14.06.1956 beginnt dann die Stadtmeisterschaft. Den Titel muss Fridolin Schubert verteidigen. Das Turnier gewinnt Rigobert Ophoff.

 

(neu) Am Samstag, 03. November 1956 fand das 25-jährige Stiftungsfest statt. Mit diesem Text wurde eingeladen: "Einladung! Der Rhedaer Schachverein von 1931 feiert am Sonnabend, dm 3. November 1956, in den Räumen des Vereinsmitgliedes Hans Berens, Rheda, Lange Str. 17, sein 25-jähriges Stiftungsfest. Wir gestatten uns, Sie und Ihre Angehörigen zu dieser Feier recht herzlich einzuladen. Wir beginnen um 20 Uhr und haben auf dem Programm die offizielle Begrüßungs- und Festansprache, Ehrung der Mitglieder und die Siegerehrung der diesjährigen Stadt-Schachmeisterschaft. Nach diesem offiziellen Teil sollen Frohsinn und Geselligkeit mit Tanz und einer Tombola uns noch einige schöne Stunden vereinen.
Wir würden uns serh freuen, wenn Sie und Ihre Angehörigen uns hierbei die Ehre geben würden.
Rhedaer Schachverein von 1931
Dr. Schmidt
1. Vorsitzender

 

Rigobert Ophoff wird in diesem Jahr Geschäfts- bzw. Schriftführer im Schachverein. Ein Amt, dass er bis in den Januar 2012 ununterbrochen ausübt.

17. September 1956 Mannschaftsaufstellungen für die Saison 1956/57

1. Mannschaft: Schubert, Ophoff, von Recklinghausen, Dr. Schmidt, Deppner, Fischer, Kern, Troschke

2. Mannschaft: Turowski, Manthey, Becker, Arning, Westfechtel, Albrecht, Horst, Henkenjohann

Ersatz: Kupatsch, Maischak, Hans Schollbach, Mouritz

03./04. November 1956 Bericht in der Glocke über den Rhedaer Schachverein

Fünf Spieler gründeten den Rhedaer Schachverein

Heute (Samstag) Silberjubiläumsfeier - Aus der Geschichte

Vor 25 Jahren wurde der Rhedaer Schachverein ins Leben gerufen. Aus diesem Anlaß ist heute (Samstag) um 20 Uhr im Schachlokal Hans Berens eine Jubiläumsfeier, bei der in Anwesenheit ofizieller Gäste die Ehrung des diesjährigen Rhedaer Stadtschachmeisters Rigobert Ophoff stattfindet. Ophoff gelang es, den seitherigen Stadtmeister Firdolin Schubert abzulösen und damit den Wanderpokal zu erobern.

Eine Chronik liegt leider nicit vor, dennoch konnten wir aus der Erinnerung der Mitbegründer einen Teil der Vereinsgeschichte zusammenstallen. Schon im Frühjar 1931 setzten sich einige Schachbeflissene im Café Hurlbrink zu gelegentlichen Schachabenden zusammen. Es waren fünf Männer: Paul Funke, Rudolf Hurlbrink, Heinz Ströker, Alois Laufkötter (ein bekannter Sportler, der im letzten Kriege fiel) und Fritz Engau. Schon im Mai jenes Jahres konnte mann zur Gründung eines Schachvereins schreiten, nachdem Kurt Mendels nach voraufgegangenen Besprechnungen der Interessenten zu einer Gründungsversammlung in das Hotel Reuter eingeladen hatte. Auch Willy von Recklinghausen schloß sich dem Verein an, und seinen reichen Erfahrungen war es zu danken, daß die Rhedaer Spieler beld den Weg zu turniermäßigen Spielen fanden. 

Als sich dann auch Dr. Meyer und Willy Krohn dem Verein angeschlossen hatten, konnten bald recht beachtliche Erfolge erzielt werden. Der Mitgründer und erste Vorsitzende Kurt Mendels mußte schon 1933 sein Amt niederlegen, da er nach Amerika auswanderte. Sein Nachfolger wurde Alois Laufkötter, der sich aber eine Ziet danach beruflich nach Spanien veränderte. Jetzt sprang Willi von Recklinghausen in die Bresche, der sich als stärkster Spieler des Vereins vor allem auch große Verdienste um die Heranbildung des Nachwuchses erwarb. Er hatte sich bereits als hervorragender Schachtheoretiker über die Grenzen unserer Heimat hinaus einen Namen gemacht: in bedeutenden Zeitungen und Zeitschriften erschienen seine Schachaufgaben, die in der ganzen Schachwelt Beifall fanden. Vor dem Kriege führte der Schachverein Rheda einige bedeutende Schachveranstaltungen durch, so auch Repräsentativkämpfe auf Landesebene.

Bei Krieganfang übernahm der derzeitige Jugendwart des Vereins, Matthias (Bielefeld), der damals in Rheda beruflich tätig war, den Vorsitz; doch als auch er seinen Gestellungsbefehl erhalten hatte, war die Arbeit des Vereins gelähmt. Nach dem Kriege wurde der Schachverein Rheda auf die Inititative von Adolf Lichtenauer als einer der ersten Vereine der Emsstadt wieder zu neuem Leben und Blühen erweckt. Die Mitgliederzahl wuchs auf 35 an. Schachlokal wurde das Hotel Reuter. Die ersten Kämpfe um die Stadt-Schachmeisterschaft wurden zu großen Erfolgen. Ehe zu Angfang dieses Jahres Dr. Alfred Schmidt die Leitung des Vereins übernommen hatte, waren als Vorsitzende tätig Gewerbeoberlehrer Filter und Hans Müller. 

Heute steht der Schachverein Rheda wieder auf beachtlicher Höhe; er verfügt über die spielstärkste Mannschaft nach dem Kriege und hegt berechtigte Erwartungen, aus der Bezriksklasse in die Landesliga aufzurücken - und es den Fußballern nachzumachen. Im Augenblick steht die Mannschaft in der Bezirksklasse noch ohne Punktverluste. Auch die zweite Schachmannschaft ist von beachtlicher Spielstärke. Die Rhedaer Stadt-Schachmeisterschaften sind zu einer alljährlichen Einrichtung geworden, die sich in Schach- und Publikumskreisen großer Beliebtheit erfreuen.

Sicher wird der Verein auch am heutigen Abend auf seinem Jubelfest viele Gäste haben. Den Schachenthusiasten bietet sich heute (Samstag) nachmittag um 16 Uhr im Schachlokal Berens die Gelegenheit, Zeuge eines Jubiläums-Blitzturniers zu sein.

Bei der Rührigkeit des Vorstandes und der Spieler dürfte der Rhedaer Schachverein, der sich besonderrs auf dem Gebiete der Jugenderziehung Verdienste erwirbt, auch fernerhin eine glückhafte Entwicklung nehmen.